Kohle wird in fast allen chinesischen Provinzen gefördert und insbesondere für ärmere, ländliche Regionen überlebenswichtig, so z.B. für die kostenlose Wärmeversorgung im Winter. Die zahllosen Kohleminen sind in gewisser Hinsicht die chinesische Variante von Bürgerenergie und dezentraler Energieversorgung. Viele Minen werden kommunal betrieben, sichern über ebenfalls kommunale/regionale Kraftwerke die Energieversorgung für die regionale Industrie und sind als Arbeitgeber oftmals von entscheidender Bedeutung.
Umgekehrt werden die großen Windparks und PV-Großanlagen in ländlichen Regionen häufig von ortsfremden Großinvestoren und Konzernen betrieben. Es überrascht daher nicht, wenn regionale Behörden etwa die Einspeisung von Windstrom in den westlichen und nördlichen Provinzen auf Kosten „ihrer“ Kohlekraftwerke immer wieder behindern. Ähnliches gilt für kommunale oder staatliche Stromnachfrager im Osten Chinas, die – institutionell vermittelt über die Eigentumsverhältnisse – lokalen Kohlestrom dem „ortsfremden“ Grünstrom aus weit entfernten Provinzen vorziehen.
Die Konzepte einer dezentralen Stromversorgung und von Bürgerenergie werden also in vielen Regionen Chinas genau andersherum wahrgenommen als in Deutschland: Kohle heißt dezentral und bürgernah, Solar- und Windstrom heißt zentral und anonym.