Nach technischen Rückschlägen, Unfällen und Verzögerungen hat Shell bis auf weiteres seine Versuche gestoppt, Öl und Gas in arktischen Gewässern vor Alaska zu erschließen. Das berichtet ein Artikel in der New York Times.
Die beschädigten Drillships können, so Shell, ohnehin nicht rechtzeitig bis zur kurzen Bohrsaison im Sommer repariert werden. Langfristig wolle man zwar die Arktis erschließen, aber bislang gebe es keine Entscheidung, wann die Arbeit wieder aufgenommen werden soll – trotz der 4,5 Mrd. Dollar, die der größte europäische Ölkonzern in arktische Bohrlizenzen und Projekte bereits investiert hat.
Der Schritt kommt nicht völlig überraschend. Eine weltweite Kampagne von Greenpeace und anderen NGOs („Save the Arctic“) hat das Unternehmen politisch unter Druck gesetzt. Auch kommerziell wurde es immer schwieriger, die Projekte zu rechtfertigen, da das Ölangebot in den USA durch Shale Oil stark wächst und die Preise unter Druck setzt.
Dennoch ist der Schritt ein Rückschlag für die globale Ölbranche. Shell gilt in der Branche als durchsetzungsfähiger Vorreiter für technisch komplexe und riskante Ölprojekte. Das gilt gleichermaßen für GTL (Gas-to-Liquids) in Qatar wie für die politisch stark in die Kritik geratenen Förderaktivitäten in Nigeria. Zuletzt war Shell auch in Deutschland durch lecke Rohrleitungen der Rheinland Raffinerie („Kerosinsee“) und Schadensersatzprozesse in Den Haag und New York wegen extremer Umweltverschmutzungen in Nigeria in die Schlagzeilen geraten.
Das vorläufige Stopp der Arktiserschließung ist ein starkes Signal an die Branche, dass die Risiken selbst für Shell zu groß sind. Die in den Medien häufig zitierten 90 Mrd. Barrel Öl, die in arktischen Gewässern vermutet werden, rücken dadurch erst einmal in weite Ferne.
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