1. Preisentwicklung: Heizöl, Rohöl, Gasoil
Der Mai verläuft bisher ereignisarm. Die Heizölpreise bewegen sich seitwärts, mit nur geringen Ausschlägen nach oben oder unten. 85 Euro markierten die Obergrenze, 80 Euro die Untergrenze. Damit liegen sie genau zwischen den Vorjahrespreisen (86 Euro) und den Preisen aus dem Jahr 2011 (80 Euro). Der Chart unten zeigt deutlich, dass sich seit Monaten die Preisentwicklung aus dem Rekordjahr 2012 wiederholt, nur auf etwas niedrigerem Niveau: Ein starker Jahresbeginn mündet in einen längeren Preisabschwung bis in den Frühsommer hinein. Dann ziehen die Preise wieder an.
Heizölpreise
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Ähnlich stabil sind die Rohölpreise. Die Wochendurchschnittspreise lagen im Mai in einer engen Preisspanne von 102-104 Dollar je Barrel ($/b). Der steile Abwärtstrend bei Gasoil wurde schon im April bei 837 $/t gestoppt (Wochendurchschnittspreise). Seither erholt sich dieses Vorprodukt für Heizöl und Diesel gemächlich und liegt im Durchschnitt dieser Woche bei 866 $/t.
Rohölpreise
Gasoilpreise
Selbst die Margen bewegen sich unauffällig. Die Gasoil-Marge (Rohölpreise minus Gasoilpreise) ist im Mai von knapp 6 auf knapp 7 Euro/100 Liter gestiegen, während die bislang hohen Margen im Heizölmarkt (Gasoilpreise minus Heizölpreise) von ihrem Sechsmonatshoch bei 14,3 €/100l auf 12,0 €/100l deutlich zurückgekommen sind.
Gasoilmargen
Heizölmargen
Der Heizölabsatz in Deutschland (siehe unten) war nach den letzten offiziellen Daten für Februar 2013 schwach. Aber wir rechnen damit, dass die kalten Monate März bis Mai für überdurchschnittliche Nachfrage gesorgt haben. Es ist recht wahrscheinlich dass der Heizölabsatz in den ersten fünf Monaten 2013 den langjährigen Abwärtstrend umgedreht hat. Die Mengen sollten deutlich über den Werten für 2012 und 2011 liegen, vielleicht sogar über den Mengen im Jahr 2010. Aktuell scheint der Markt nicht sehr lebendig zu sein, aber die kühle Witterung hält die Bestellungen am Laufen.
Heizölabsatz in Deutschland
2. Ölpreise und Ölmarkt
Die Ölpreise liegen konstant über 100 $/b, aber vielleicht ist selbst das kein fairer Preis. Sind die Ölpreise künstlich nach oben manipuliert worden? Das vermutet zumindest die EU-Kommission, die in den letzten Tagen die Geschäftsräume europäischer Ölkonzerne und Ölhändler durchsuchen ließ. Sie sollen die Ölpreise durch falsche Angaben an die Preisagentur Platts manipuliert haben. Die ersten betroffenen Firmen haben bereits Klagen gegen BP und andere Firmen eingereicht. und . Sollte sich der Verdacht erhärten, ist eine wahre Klagewelle zu erwarten.
Auch in Asien spüren Trader im Ölpreisgeschäft Gegenwind. Immer mehr hochbezahlte Angestellte in den Trading-Abteilungen werden entlassen, da die Krise der Euroländer den lukrativen Handel mit Diesel und Jet Fuel Richtung Europa zum Erliegen brachte. Die Backwardation auf den Terminmärkten (also ein fallender Preistrend für spätere Liefertermine) macht auch das Lagergeschäft uninteressant. Selbst der Paper Market, also die Ölbörsen, bringt offenbar immer weniger Spaß, da sich die Ölpreise trotz heftiger Schwankungen seit dem Herbst 2010 kaum bewegt haben. Das trifft auch die Ölbroker, die als klassische Middlemen immer mehr durch direkte Ölgeschäfte zwischen den Produzenten und Abnehmern von Diesel, Gasoil oder Heizöl übergangen werden. Indische und chinesische Ölkonzerne haben mittlerweile ihre eigenen weltweiten Kontaktnetze aufgebaut und brauchen daher keine Broker mehr, die den Ölpreis durch ihre Vermittlungsgebühren erhöht hatten.
Die riesigen Ölhändler wie Vitol, Gunvor oder Glencore expandieren daher „downstream“ und kaufen Raffinerien, Lagerterminals, Produkthändlernetze oder sogar Krafwerke auf, um angesichts des schwierigen Handelsgeschäfts breiter aufgestellt zu sein.
Im physischen Markt nähert sich die Sommersaison. Immer mehr Raffinerien schließen ihre Instandhaltung und Umrüstung für die Sommermonate ab. Der Rohölbedarf steigt daher wieder, was die Ölpreise (Brent) stützen sollte.
Die Spekulation auf steigende Ölpreise greift diesen Trend auf und zeigt im Moment drei unterschiedliche Trends:
Bei amerikanische WTI-Rohöl liegt sie nahe einem Mehrjahreshoch, während sie bei Brentöl nur auf mittlerem Niveau ist. Der Preisabstand zwischen WTI und Brent hat sich in der Tat in den letzten Monaten deutlich eingeengt. Bislang rangierten die Ölpreise jenseits des Atlantiks um die 20 $/b unter dem Nordseeöl. Aber mittlerweile sind die Ölpreise in Europa und Asien nur noch etwa 8 $/b über dem amerikanischen Midwest – der geringste Abstand seit Anfang 2011. An den US-Küsten sind die Ölpreise hingegen ähnlich hoch wie hierzulande – trotz angeblicher Shale Oil Schwemme (mehr zu den Irrtümern und Missverständnissen der „Shale Oil Revolution“ in unserem Global Energy Briefing). Gasoil ist hingegen weiter unter Druck. Die Trader wetten per Saldo auf fallende Preise, was eine ungewöhnliche Konstellation für Ölmärkte darstellt.
Die Aufholjagd von WTI dürfte jetzt allerdings am Ende sein, so dass viele Trader ihre WTI-Positionen zugunsten von Brent-Wetten auflösen werden. Das solle die Ölpreise in Europa, also Brent-Nordseeöl, in den nächsten Wochen relativ gesehen stützen. Nur relativ, denn die Ölschwemme aus North Dakota und v.a. Texas wird auch die Ölpreise an den Küsten unter Druck setzen. Das bedeutet goldene Zeiten für die dort stationierten Raffinerien, die billiger produzieren können als ihre Konkurrenten in Übersee. Doch die in den USA raffinierten Produkte können nicht im eigenen Land abgesetzt werden, denn die US-Nachfrage fällt oder stagniert je nach Produktgruppe. Die einzige Lösung ist der Export Richtung Europa, Lateinamerika und sogar bis Asien. Das wird die Gasoil- und damit auch die Heizölpreise in Europa noch für mehrere Jahre dämpfen.
Die US-Raffinerien sind dafür nicht die einzige Ursache. Die chinesischen Raffinerien haben aktuell dasselbe Problem (vgl. dazu unser aktuelles China Energy Briefing): Dort werden Überschüsse im Diesel-/Gasoil-Sektor produziert, die im Ausland abgesetzt werden müssen. In den nächsten Jahren werden dann noch zusätzlich Großraffinerien am Persischen Golf fertig gestellt, die ebenfalls exportorientiert sind.
3. Prognose der Heizölpreise
In unserer letzten kurzfristigen Prognose vom März/April erwarteten wir einen Rückgang der Heizölpreise auf 80 Euro und eine anschließende Erholung Richtung 88 Euro. Der erste Teil der Vorhersage trat inzwischen ein, aber der Preisanstieg bleibt bislang bei 81-854 Euro/100 Liter stecken (jeweils für Standardbestelllungen mit 3000 Liter).
Welche Faktoren wirken in den nächsten Wochen auf den Heizölpreis und den Rohölpreis:
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- Der Rohölpreis wird politisch stabilisiert, sobald er unter 100 $/b fällt. Aber das Überangebot verhindert ein Ausbrechen über 100 $/b.
- Die Wetten auf steigende Ölpreise sind bei WTI sehr hoch, bei Brent relativ hoch. Solange Hurrikan-Katastrophen oder geopolitische Ereignisse in Westafrika oder in Nahost die Produktionsstätten nicht lahmlegen, werden die Ölbörsen die Ölpreise nicht weiter stützen können.
- Der Euro bewegt sich nur wenig, könnte aber gegenüber dem Dollar noch etwas an Wert verlieren, da die US-Konjunktur besser läuft als die europäische. Von der Währungsseite sollte also kein übermäßiger Druck ausgehen.
- Die Gasoilmargen bleiben kurz- und langfristig unter Druck, da die Nachfrage in Europa schwach ist und Exportraffinerien und Ölhändler den Markt gut versorgen.
- Die Heizölmargen werden sich nur wenig bewegen, da die Heizsaison beendet ist. Nur ein steiler Preiseinbruch könnte die Nachfrage in Deutschland schlagartig beleben.
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Unsere Preisprognose ist daher etwas verbraucherfreundlicher als noch im März/April. Wir erwarten
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- kurzfristig einen Heizölpreis von 78-82 Euro (Internethändler, Standardbestellung);
- mittelfristig erscheint ein schwacher Aufwärtstrend im Sommer in einer Spanne von 82-86 Euro wahrscheinlich;
- längerfristig wird die Ölschwemme aus den USA abebben; der Markt wird wieder enger werden und die Heizölpreise dauerhaft über 90 Euro ziehen.
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