Ölpreise: Aktueller Preisanstieg verändert nicht das Gesamtbild

Die Rohölpreise kletterten heute mit knapp 81 Dollar pro Barrel ($/b) auf den höchsten Stand seit letztem Herbst. Ausgelöst wurde die Preisrallye durch die Ankündigung Washingtons, weitere 160 Öltanker der Schattenflotte auf die Sanktionsliste zu setzen.

Dieser Schritt wird russische Ölexporte für die Hauptkunden Indien und China erschweren. Die Folge könnte eine erhöhte Nachfrage nach anderen Öllieferanten sein und die bisher recht entspannte Lage auf dem Ölmarkt verschärfen.

Ein Blick auf unseren Preischart zeigt jedoch, dass wir noch weit von einer Ölpreiskrise entfernt sind. Im Durchschnitt lag der Ölpreis im Januar bei 77 $/b und damit niedriger immer noch niedriger als der Durchschnittspreis im Jahr 2024.

Aus Sicht des Ölmarktes war das Jahr 2024 trotz der schweren internationalen Konflikte ungewöhnlich ruhig. Die Volatilität der Ölpreise (in realen Preisen) blieb sogar auf dem niedrigsten Stand seit zwei Jahrzehnten. Im Durchschnitt kostete Rohöl der Sorte Brent 80 Dollar pro Barrel, was ein durchschnittliches Preisniveau darstellt, wie unser Überblick über die letzten 25 Jahre zeigt.

Wie geht es jetzt weiter?

Betrachtet man nur das erwartete Gleichgewicht von Ölangebot und -nachfrage, spricht wenig dafür, dass die Ölpreise merklich steigen werden. Einem wachsenden Ölangebot steht eine nur mäßig wachsende Ölnachfrage gegenüber.

Hinzu kommen die sehr hohen Kapazitätsreserven der OPEC+-Kartellstaaten, die mögliche Ausfälle von bis zu 6 Prozent des weltweiten Ölangebots kompensieren könnten – das entspricht den gesamten russischen Ausfuhren von Rohöl und Ölprodukten.

Bleiben die politischen Risiken. Die Kriege im Nahen Osten haben nur einen geringen Einfluss auf die Ölpreise. Bei den Russland-Sanktionen ist noch unklar, welchen Kurs die neue Trump-Administration letztlich verfolgen wird. In seiner ersten Amtszeit ging es Trump vor allem darum, die heimischen Tankstellenpreise niedrig zu halten.

In seiner zweiten und damit letzten Amtszeit könnte Wahltaktik jedoch eine geringere Rolle spielen. Frühere Äußerungen (zu Grönland, Kanada, Panamakanal, „Gulf of America“) deuten eher darauf hin, dass Trump sich einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern will. Die geopolitische Risikobereitschaft der USA, auch im Hinblick auf die Ölpreise, könnte daher steigen.

© Image License: iStock 597653026

Comments

Eine Antwort zu „Ölpreise: Aktueller Preisanstieg verändert nicht das Gesamtbild“

  1. […] beeindrucken. Schon im Januar hatten wir in unserem Blog auf die schon damals stärkeren Kräfte hingewiesen 🔗 , die für schwache Ölpreise […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert