7. April 2013
1. Heizölpreise und Rohölpreis: Tendenzen
Die aktuellen Heizölpreise haben ihren kurzen Aufwärtstrend jäh unterbrochen und liegen nun mit 84,2 Euro für 100 Liter bei Internet-Händlern sogar 1 Euro unter dem Stand von 2011 und 6 Euro unter 2012 (vgl. Chart). In Hamburg, Berlin sowie entlang der Rheinschiene (Karlsruhe, Düsseldorf) sind auch Preise um die 83 Euro möglich, während die jüngste Preisentwicklung in Süddeutschland (Stuttgart, München) Richtung 84 und 85 zeigt. Ostdeutschland (ohne Berlin) liegt bei 85 und 86 Euro (Quelle: esyoil GmbH).
Die “Frühlings-“Monate März und April dürften trotzdem teurer werden als je zuvor, da der aktuelle Heizölverbrauch witterungsbedingt weit über dem langjährigen Durchschnitt liegt.
Wie schon im Vorjahr wurde auch 2013 im Februar ein Zwischenhoch erreicht, das dann in eine längere Abwärtstendenz überging. Diese dauerte 2012 noch bis in den Juni an. Die Entwicklung in diesem Jahr wird vermutlich anders ablaufen, da die Heizöltanks der Kunden so leer sind wie schon seit Jahren nicht mehr.
Ölpreis und Gasoilpreis
Die Makrolage hat Rohöl und Gasoil massiv unter Druck gesetzt: Schlechte Konjunkturdaten, insbesondere aus dem amerikanischen Arbeitsmarkt, und andere Faktoren ließen die Ölpreise weltweit einbrechen. Brent kostete im Wochendurchschnitt nur noch 107,80 $/b, Gasoil 907 $/t. Brent ist jetzt in Dollar gerechnet 15 Dollar billiger als 2011 und 17 Dollar preiswerter als 2012.
In Euro gerechnet ist die Lage weniger günstig: Da tendiert Rohöl nur 2 Euro je Fass unter 2011, aber weite 11 Euro unter dem Vorjahresstand. Am größten ist der Abstand bei Gasoil. Es lag in der Vorjahreswoche bei 1018 $/b; jetzt nur noch bei 907 $/t.
Brent fiel sogar zum ersten Mal seit Juli in ein Contango (zeitnahe Lieferungen sind billiger als spätere Lieferungen). Schwache Makrodaten und fallende Raffineriemargen sorgten für schlechte Stimmung bei den Frontpreisen. Die gesamte Terminmarktkurve verändert sich im Moment: Die Raffinerien sind in der Maintenance-Saison, die Prognosen zur preisstützenden südkoreanischen Nachfrage nach Nordseeöl werden düsterer. Dafür erwarten die Marktprognosen demnächst größere Mengen russicher Rohölsorten (Blend Urals), was die Spotpreise für Rohöl nach weiter drückt. Der einzige bullische Faktor ist Nigeria. Ein blutiger Überfall auf ein Polizeiboot zeigt, dass das ölreiche Nigerdelta wieder unruhiger wird.
Per Saldo hat sich jedoch in den letzten beiden Wochen allerdings nur wenig verändert. Der Preisrückgang der letzten Tage hat lediglich die bullische Preistendenz in der Vorwoche wieder ausgeglichen.
Die Ölpreisspekulation zeigt in zwei Richtungen: Immer mehr Anleger ziehen sich aus den Gasoil-Wetten zurück, während – bis zum letzten Stichtag – die Spekulationslust bei WTI und Brent nach der langen Abwärtsentwicklung der Vorwochen wieder zunahm.
Noch immer wird mit 332 Mio. Fass netto auf steigende Rohölpreise und mit 4,6 Mio. t auf höhere Gasoilpreise gewettet. Das Rückschlagpotenzial aus den Terminmärkten bleibt begrenzt, besonders bei Gasoil, wo bald mit einer Trendwende zu rechnen ist.
Auf der Margenseite gibt es kleinere Veränderungen: Die Gasoil-Margen (Brent minus Gasoil) erholen sich erstmals seit fünf Wochen um einen halben Euro auf 6,9 Euro/100 Liter. Die Margenentwicklung ist trotzdem nur durchschnittlich.
Die Margen im Heizölmarkt setzen dagegen ihre Hausse fort. Die Heizöl-Bruttomarge (Gasoil ICE minus Heizölendpreis) hat nun 12,5 Euro/100 l erreicht. Der aktuelle Wert liegt 2,5 Euro über der Vorjahreswoche. Die bis in den April stabilen Wetterprognosen haben mehr Heizölbestellungen als üblich ausgelöst. Die trafen auf eine Versorgungskette, die ihre Produktpalette schon für den Sommer umrüstet. Der Nachfrageschub führt daher zu höheren Margen.
2. Heizölpreise und Erdgaspreise international
Die amerikanischen Gaspreise steigen unverdrossen weiter. Am Freitag erreichten sie 4,12 $/MMBtu, nachdem gemeldet wurde, dass die Speicher gegen den saisonalen Trend schneller als erwartet geleert werden. Gleichzeitig geht die US-Gasförderung allmählich zurück, während die Nachfrage in den Gaskraftwerken und in der Industrie rasch wächst.
Das könnte auch Deutschland blühen. Norbert Rost (peak-oil.com) weist auf jüngste Meldungen, nach denen die Gasspeicher in Deutschland nur noch zu knapp über 19% gefüllt sind – und täglich 0,44 Prozentpunkte verlieren, wenn der aktuelle Verbrauch anhält. Die britischen Gasspeicher sind sogar nur noch zu 5% gefüllt. Ob nun Klimawandel oder Wetterkapriolen: Die Versorgung mit fossilen Energieträger hat immer eine riskante internationale Dimension, die bei regenerativer Energie entfällt. Dezentralität und Resilienz sollten also auch bei der Gasversorgung das Gebot der Stunde sein.
Die amerikanischen Heizölpreise geben hingegen wie ihr europäisches Pendant nach und notieren mit 2,91 $ je Gallone nur knapp über dem Jahrestief von 2,88 $/g. Der Abstand zwischen Brent und dem amerikanischen WTI-Ölpreis beträgt aktuell noch 12 Dollar. Die Preiseffekte der amerikanischen “Shale Revolution” bei Öl und Gas schmelzen schneller als der Restschnee in der Aprilsonne.
3. Heizölpreise Prognose
Das Wetter schwenkt sowohl in Deutschland als auch im Nordosten der USA Richtung Frühling (siehe Prognosen unten für den 12. April). Aber die Tanks sind leer. Das wird in den nächsten Monaten für eine stabile Heizölnachfrage sorgen. Die Margen im Heizölmarkt bleiben hoch, während die Margen im Gasoilmarkt über kurz oder lang wieder zulegen werden.
Die Risk-off-Attitüde der Finanzmärkte halten wir nur für ein Zwischentief, das von geldpolitischem Optimismus schon rasch wieder aufgefangen wird. Auch werden die Gegenkräfte stärker, sobald sich die Ölpreise der 100-Dollar-Marke nähern.
Unsere Prognose der Heizölpreise ist daher etwas pessimistischer als der Marktdurchschnitt: Die Preisentwicklung Richtung Süden wird über der Marke von 80 Euro/100 Liter abgefangen. Anschließend wird es wieder Richtung 88 Euro gehen.
Quelle: Wetter Kontor
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