Deutscher Gasmarkt: Effizienz und Kosten

Wieviel kostet der deutsche Gasmarkt? Ja, Sie haben richtig gelesen. Es geht hier nicht um den Preis, den die Verbraucher für Erdgas bezahlen (und der zur Zeit bei 6,5-7,0 ct/kWh liegt). Es geht auch nicht darum, wieviel Gazprom, Statoil oder andere Gasexporteure für ihr Gas verlangen (2013 waren es ca. 2,7 ct/kWh). Sondern es geht darum, welche Kosten zwischen der deutschen Grenze und dem Endkunden entstehen.

Ist der deutsche Gasmarkt, der sich in den letzten Jahren durch neue Anbieter und neue Handelsplätze deutlich verändert hat, effizienter geworden? Müssen wir mittlerweile mehr oder weniger für seine Dienstleistungen bezahlen?

Methode:

Wir wählen hierfür einen simplen Indikator: Wie groß ist die durchschnittliche Preisspanne zwischen:

(1) dem Importpreis/Hubpreis für Erdgas und

(2) dem Verbraucherpreis, bereinigt um staatliche Steuern wie Umsatzsteuer und Erdgassteuer.

Wieviel bleibt also bei den diversen Akteuren zwischen Importeur und Verbraucher hängen? Also insbesondere bei der Erdgasbranche, den Versorgern und den Kommunen (Konzessionsabgabe).

Für den Importpreis wählen wir ab 2007 die Bafa-Preise, ab 2011 eine Kombination aus Bafa- und Hubpreisen (NCG,Gaspool). Für den Verbraucherpreis wählen wir in der Variante 1 (vgl. Chart) den durchschnittlichen Preis für mehrere Mengentarife der Grundversorger und in der Variante 2 einen marktnahen Durchschnittspreis, der den zunehmenden Einfluss neuer Gasanbieter widerspiegelt (z.B. Yello Gas oder Verivox). Bei allen Verbraucherpreisen handelt es sich um Jahresdurchschnittspreise ohne Umsatzsteuer und ohne Erdgassteuer. Beide Steuerarten blieben im gewählten Zeitraum ohnehin konstant.

Ergebnisse:

1. In den „wilden Jahren“ 2008 und 2009, als die Öl- und Gaspreise zunächst steil stiegen und anschließend einbrachen, kommt es zu den stärksten Schwankungen: Der Preisspannen im Binnenmarkt mussten 2008 Federn lassen, weiteten sich 2009 aber wieder deutlich aus. Von dieser speziellen Periode einmal abgesehen, gilt jedoch: Bis 2011 sanken die Bruttospannen im deutschen Gasmarkt. Seither steigen sie wieder leicht an. Die Versorgung durch die Akteure innerhalb Deutschlands wird also wieder teurer.

2. Der Trend der Marktspannen (Differenz Importpreis-Endpreis) ist bei beiden Tarifvarianten im Chart ähnlich. Allerdings ist es dem Gesamtmarkt weitaus besser gelungen, die Kosten zu senken, als den Grundversorgern im Grundtarif. Bitte beachten: Die absoluten Kosten der beiden Varianten im Chart lassen sich nicht direkt vergleichen, da es sich um unterschiedliche Angebotsmengen handelt, aber die Unterschiede im Preistrend sind unübersehbar.

3. Sollte sich der Aufwärtstrend bei den Kosten 2014 bestätigen, müssen unbequeme Fragen gestellt werden: Wieso steigt die Effizienz der Gasversorgung nicht mehr? An welcher Stelle der Versorgungskette entstehen möglicherweise zu hohe Profitspannen?

Gaspreise - Marktspanne 2007-2013
Gaspreise – Marktspanne im Binnenmarkt 2007-2013

Anmerkung:
Eine differenzierte Marktumfrage zu diesem Thema ist im Monitoring-Bericht der Bundesnetzagentur zu finden. Dort leider nur für einen einzelnen Stichtag pro Jahr, den 1. April (!).


Mehr zum Thema Gaspreise und Ölpreise finden Sie in unserem monatlich erscheinenden Newsletter Global Energy Briefing.


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