13. April 2013
1. Heizkosten hoch trotz fallender Heizölpreise
Der Winter scheint endgültig vorbei: Die Heizkosten schienen zunächst nach einem milden November und Dezember gering zu bleiben, zumal die Heizölpreise durchweg unter dem Vorjahreswert blieben und viele Preisprognosen bereits unterschritten haben. Januar und Februar waren durchschnittlich bzw. kalt, aber März und April (bis 13.April) brachen alle Rekorde nach unten: Um 4 bis 5 Grad lagen die Temperaturen unter dem langjährigen Durchschnitt. Das wird 2013 trotz des Preisrückgang bei Heizöl für ähnlich hohe, wenn nicht sogar tendenziell höhere Heizölrechnungen für die letzte Saison führen. Bei Gaskunden werden sie sogar sehr viel höher liegen, da die meisten Versorger ihre Gastarife im Januar deutlich heraufsetzten.
Die Heizöltanks der Endkunden waren Anfang März noch zu 53% gefüllt, nach 59% Ende Dezember. Aktuell dürften es etwa 50% sein, was deutlich unter dem Durchschnitt liegt.
In Kanada war es den ganzen Winter über deutlich kälter als normal. Die Preise für Heizöl, Erdgas und LPG zogen an. Butan ist in Teilen Kanadas doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor – trotz Shale Gas. In den USA ist es kälter als im Vorjahr, aber insgesamt ist der Heizbedarf zunächst nur durchschnittlich. Erst seit März brechen die Temperaturen im Nordosten nach unten durch. Die amerikanischen Heizölpreise geben ähnlich stark wie in Europa nach und notieren mit 2,87 $ je Gallone wie in Deutschland auf Jahrestief.
In Japan und Korea ist es zwar wärmer als im Vorjahr, aber kälter als langjährigen Mittel, wie die IEA in ihrem letzten Monatsbericht (April) meldet.
Die folgenden Schaubilder zeigen die Heiztage für die angesprochenen Länder (Heating Degree Days / Heizgradtage):
Heizgradtage Deutschland
Heizgradtage Japan
Heizgradtage USA
Heizgradtage Korea
Heizgradtage Kanada
2. Heizölpreise und Rohölpreis: Tendenzen
Die aktuellen Heizölpreise haben in der letzten Woche stark nachgegeben. Mit 82 Euro für 100 Liter bei Internet-Händlern markieren sie das bisherige Jahrestief liegen sie jetzt sogar unter dem Niveau von 2011 und etwa 7 Euro unter den Heizölpreisen im Jahr 2012. Bei 82 Euro sahen wir in unserer letzten Heizölpreisprognose den unteren Wendepunkt des Abwärtstrends.
Wie schon im Jahr 2011, als die Preise im Mai schlagartig einbrachen, sind es auch jetzt ähnliche Faktoren: Der Makro-Optimismus in den USA erhält einen Dämpfer nach dem anderen; der Euro legt auf über 1,30 Dollar zu und die Maintenance Season der Raffinerien ist weitaus stärker als sonst – vielleicht auch als Reaktion auf den schwachen Ölkonsum weltweit. Die fundamentale und spekulative Ölnachfrage ist daher schwach. Die Raffinerien kaufen nur sehr verhalten ein und warten auf den Moment, wo ihrer Meinung nach der Tiefpunkt des Abwärtstrends erreicht ist.
Brent kostete im Wochendurchschnitt nur noch 104,60 $/b nach 107,80 $/b in der Vorwoche, Gasoil 880 $/t (907 $/t). Brent ist jetzt in Dollar gerechnet 18 Dollar billiger als 2012.
In Euro gerechnet ist die Lage weniger günstig: Da tendiert Rohöl nur 2 Euro je Fass unter 2011, aber weite 11 Euro unter dem Vorjahresstand. Am größten ist der Abstand bei Gasoil. Es lag in der Vorjahreswoche bei 1018 $/b; jetzt nur noch bei 907 $/t. Der Abstand zwischen Brent und dem amerikanischen WTI-Ölpreis beträgt nur noch 11 Dollar.
Die Produktlager in Europa sind jetzt wieder relativ gut gefüllt und liegen bei Gasoil in der Tendenz nur noch leicht unter dem Vorjahr. Ursache ist die tiefe Wirtschaftskrise in Südeuropa. Nach vorläufigen Schätzungen der IEA entwickelt sich der Ölverbrauch teilweise katastrophal: in Frankreich satte 8% unter dem Vorjahresmonat, in Italien 5% und in Spanien knapp 17% (!). In ganz Westeuropa wurde 6% weniger Öl gekauft. Die Preistendenzen für Heizöl, Rohöl oder Diesel sorgen also nicht für eine Belebung der Nachfrage.
Die Ölpreisspekulation hat sich in der (vor-)letzten Woche wenig bewegt: Bei Gasoil stabilisierten sich die Wetten auf steigende Preise, bei Brent-Rohöl legten sie sogar zu, während sie bei WTI erst zulegten, aber in der letzten Woche wieder etwas abgaben.
Noch immer wird mit 137 Mio. Fass netto auf steigende Brentpreise und mit 222 Mio. Fass auf steigende WTI-Ölpreise gewettet. Bei Gasoil liegt der Wert bei 4,6 Mio. t. Das Rückschlagpotenzial aus den Terminmärkten bleibt begrenzt, besonders bei Gasoil und Brent.
Auf der Margenseite gibt es ebenfalls nur kleinere Veränderungen: Die Gasoil-Margen (Brent minus Gasoil) gaben wieder etwas nach auf 6,6 Euro/100 Liter. Die Margenentwicklung ist nur durchschnittlich.
Die Margen im Heizölmarkt führten ihren Aufwärtstrend fort. Die Heizöl-Bruttomarge (Gasoil ICE minus Heizölendpreis) hat nun 12,6 Euro/100 l erreicht. Der aktuelle Wert liegt 2,4 Euro über der Vorjahreswoche. Dank nachgebender Heizölpreise sind die Bestellaktivitäten höher als normal. Sie treffen auf eine Versorgungskette, die Mühe hat, schnell zu liefer. Das begünstigt steigende Margen.
3. Heizölpreise Prognose
Der Markt ist gut versorgt, die Lager sind außer bei Gasoil in den USA gut gefüllt, die Raffinerien halten sich mit Käufen zurück, die Ölpreisspekulanten haben noch nicht das Handtuch geworfen und der Makro-Optimismus in den USA schwankt. Alles in allem eine Mischung, die noch tiefere Rohölpreise ermöglicht. Wir rechnen jedoch weiterhin mit einer stabilen Heizölnachfrage angesichts der Füllstände von um die 50%. Die Margen werden daher vorerst hoch bleiben, bei Gasoil sogar eher steigen, da sonst der Arbitragehandel mit Asien zum Erliegen kommt.
Die Risk-off-Attitüde der Finanzmärkte halten wir jedoch nach wie vor nur für ein Zwischentief, da der Finanzsektor in einer Win-Win-Situation ist: Entweder bessere Konjunktur oder billiges Geld. Niemand will im Ölpreise unter 100 $/b bei Brent oder unter 85 $/b bei WTI sehen: Die arabischen Länder könnten sich nicht mehr refinanzieren und der Shale-Oil-Boom würde stoppen. Zudem bleibt die Ölnachfrage in Asien stabil, vor allem im Bereich Gasoil/Diesel.
Unsere Prognose der Heizölpreise ist daher unverändert: Die Preisentwicklung Richtung Süden wird über der Marke von 80 Euro/100 Liter abgefangen. Anschließend wird es wieder Richtung 88 Euro gehen.